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Selbstbestimmung oder Sicherheit im Zusammenhang mit Covid

Autorenbild: Jan HoneggerJan Honegger

Ich stecke momentan in einem ethischen Dilemma, was andere wahrscheinlich schon länger Tagtäglich erleben. In meinem Betrieb sind wir bisher von grösseren Einschränkungen glücklicherweise verschont geblieben. Momentan arbeite ich jedoch einen Monat als Zivildienstleistender in einem anderen Alters- und Pflegeheim. Hier sind auf der Wohngruppe auf der ich eingeteilt bin 5 Bewohner und soweit ich mitbekommen habe mindestens 4 Mitarbeiter Covid positiv getestet worden.


Als Zivildienstleistender bin ich nicht in der Pflege eingeteilt, sondern mehr in der Betreuung der Bewohner, dem Post und Essen verteilen, servieren und Spazieren gehen etc. Das bedeutet ich bin viel Näher und Intensiver bei den Bewohnern als sonst in der Pflege als FaGe. Ich muss momentan nichts Administratives erledigen, sondern bin voll und ganz für die Bewohner da.


Nun ist es unter anderem auch mein Job, die Bewohner immer wieder in ihre Zimmer zurück zu schicken und/oder sie aufzufordern den Mundschutz (korrekt) zu tragen. Sie dürfen nur in Begleitung aus ihren Zimmern und es gibt darunter auch einige demenzkranke Bewohner die dies immer wieder vergessen oder nicht verstehen. Diese beginnen dann mehrmals täglich zu weinen oder auch wütend zu werden. Aber auch Bewohnern welche es verstehen, schlägt dies sehr auf die Psyche. Der Vergleich mit einem Gefängnis kommt immer wieder auf.


Das Team versucht ihr Bestes zu geben. Pflegeleistungen wurden reduziert, damit mehr Gespräche und begleitende Spaziergänge durchgeführt werden können. Was ich auch sehr gut und Wichtig finde im Moment. Auch die Physiotherapie und die Seelsorgerin kommt regelmässig für diese Betreuung auf die Wohngruppe. Und trotz all dieser Angebote, merkt man einfach, wie unglücklich die Bewohner sind, da sie doch immer noch zu 90% des Tages (alleine) im Zimmer verbringen müssen und ihre Angehörige nicht sehen dürfen.


Ich fühle mich da oft hin und hergerissen: Als FaGe sehe ich die Gefahr für die Bewohner, sich anzustecken und die möglichen Folgen davon. Als Zivi fühle ich mich wie ein Polizist, weil ich die Bewohner immer wieder zurechtweisen muss. Und als Mensch fühle ich mich schlecht, weil ich das Gefühl habe, die Bewohner würden lieber das Risiko einer Ansteckung in Kauf nehmen, aber dafür können sie ihren Lebensabend noch mit Normalität, Familie und Zufriedenheit verbringen.


Wie erlebt ihr dies in Alters- und Pflegeheimen? Und wie geht es euch dabei? Was wäre euch in dieser Situation wichtiger: Selbstbestimmung oder Sicherheit?

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