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Pflegelöhne in der Schweiz: Ein kontroverses Thema

Autorenbild: Jan HoneggerJan Honegger

Heute erhielt ich erneut einen Kommentar, in dem behauptet wurde, dass die Löhne im Pflegebereich inzwischen angemessen seien und ein 80%-Pensum bei vollem Lohn nicht finanzierbar wäre.


Grundsätzlich ist der Lohn für uns Pflegende nicht die oberste Priorität. Aber: In vielen Kantonen der Schweiz sind die Löhne alles andere als angemessen. Es gibt teilweise unter denselben Bedingungen Lohndifferenzen von bis zu 1'500 Franken. In manchen Kantonen verdienen Pflegefachpersonen HF, die nach ihrer dreijährigen FaGe-Ausbildung nochmals drei Jahre studiert und praktische Erfahrungen gesammelt haben, nur 5'400 Franken brutto.


Bei dem erworbenen Fachwissen und der enormen Verantwortung, die dieser Beruf mit sich bringt, schließlich geht es um Menschenleben, kann mir niemand sagen, dass dies ein angemessener Lohn sei.


Das zwingt viele dazu, ein 100%-Pensum zu arbeiten, obwohl die meisten total überarbeitet und erschöpft sind. Die Arbeitspläne sind das eine, die zusätzlichen Überstunden und das Einspringen das andere. Ich kenne viele, die nach 30 Jahren Vollzeitarbeit entweder an Burnout oder verschiedenen physischen Erkrankungen und Schmerzen leiden. Darunter sind auch viele PflegehelferInnen und FaGe's, die logischerweise noch weniger verdienen und ihr Pensum noch seltener reduzieren können.


Die Finanzierbarkeit ist ein weiteres Thema. Mir ist bewusst, dass dies viel Geld kostet, da es viele Pflegende gibt. Aber was ist mit den Millionen, die im Gesundheitswesen an CEO's, Krankenkassen usw. fließen? Das ist anscheinend finanzierbar.


Die hohen Kosten für Krankenhausaufenthalte, Spitex-Dienste sowie Pflege und Betreuung in Alters- und Pflegeheimen stoßen oft auf Kritik. Niemand möchte hohe Ausgaben, doch jeder erwartet die bestmögliche Pflege für sich selbst oder seine Angehörigen. Dennoch sind es häufig diejenigen, die eine unzureichende Pflege erleben, welche zuerst Beschwerde einlegen.


Die Auswirkungen von Sparmaßnahmen an der Basis sind fatal: ausgebranntes Personal, schwerwiegende Komplikationen, Pflegefehler und vermeidbare Todesfälle. Wenn zu wenig Pflegepersonal vorhanden ist, führt das zu massivem Leid in Spitälern, Psychiatrien, Spitex, Alters- und Pflegezentren.


Falls ein 80%-Pensum bei vollem Lohn nicht umsetzbar ist, hätte ich folgende Vorschläge:


• Die Löhne in der ganzen Schweiz anpassen, damit in jedem Kanton die Chance auf eine faire Bezahlung besteht.

• Die Personaldotation festlegen, also die Anzahl von Patienten pro Pflegeperson.

• Die Arbeitsintensität muss reduziert werden, egal wie, aber es muss finanziert werden.


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