Folgender Leserbrief wurde am 10.10.2022 im Landbote gedruckt:
Nach "nur" 5 Jahren als Berufsbildner in der Praxis, direkt an der Basis in Alters- und Pflegeheimen bin ich zum heutigen Zeitpunkt einfach nur frustriert und wütend!
Lernende werden wie Vollzeitstellen geplant und eingesetzt. Egal, ob sie nun im 1. Lehrjahr oder im 3. Lehrjahr sind. In den letzten Wochen häufen sich wieder die Ausfälle und oft ist eine Pflegefachperson HF mit drei Lernenden am Morgen für 25 Bewohner zuständig. Die Lernenden laufen dabei am Limit. Neben dem ganzen Schul- und Prüfungsstress, federn sie den Personalnotstand im Arbeitsalltag ab. Dazu kommen oft noch Probleme zu Hause, mit der ersten grossen Liebe etc.
Viele Junge wissen heute schon, dass sie nicht mehr in diesem Beruf bleiben wollen. Einige kämpfen bereits in der Pubertät mit psychischen Problemen und physischen Leiden. Und ich kann sie absolut verstehen.
Und wo bleibe ich als Berufsbildner? Die Lernenden sehen mich nicht oft. Man arbeitet mit den verschiedenen Diensten aneinander vorbei und arbeitet man trotzdem einmal zusammen, dann bin ich so sehr im Arbeitsalltag eingebunden, wie jede/r andere FaGe im Team, habe diesselben Aufgaben und versuche die Bildung noch in jede mögliche freie Minuten hinein zu pressen. Dabei werden dafür wieder andere wichtige Dinge vernachlässigt.
Bei durchschnittlich einem Bildungstag im Monat (wenn überhaupt), einfach total unbefriedigend. Für mich, sowie aber auch für die Lernenden. Aktuell gibts für die Berufsbildung 80.- CHF/Monat, egal für wie viele Lernende man zuständig ist. Vor zwei Jahren bekam ich noch überhaupt nichts dafür. Und dies ist in vielen Betrieben noch die Normalität. Ich mache es aber auch nicht wegen dem Geld, sondern weil es mir Spass machte.
Es dauert nicht mehr lange, bis ich die Berufsbildung an den Nagel hänge, wenn dies so weiter geht. Die Politik muss JETZT handeln, denn die Jungen sind unsere Zukunft und Berufsbildner werden bereits jetzt händeringend gesucht. Ich fordere, dass die Lernenden, wie Lernende eingesetzt und geplant werden und das die Berufsbildner für ihre Arbeit die nötige Zeit, das Geld und die Arbeitsbedingungen erhalten, welche sie für das Ausbilden benötigen!
Comments